Diesen Monat ist es endlich so weit: Noch im September eröffnet plietsch. natürlich unverpackt! Dass Ihr in Lüneburg demnächst verpackungsfrei einkaufen könnt, ist auch der Verdienst von Meike Bergmann. Sie ist Inhaberin und Geschäftsführerin von EDEKA Bergmann und damit die Person, die plietsch in ihre Regalreihen aufgenommen hat. Eine echte Pionierleistung! Denn damit ist EDEKA Bergmann der erste bestehende Supermarkt, der sein Unverpackt-Konzept von einem Start-Up gestalten lässt. Wieso sie diesen Schritt gegangen ist und was die Zukunft bringt, das hat uns Meike Bergmann im Gespräch verraten:

 

Frau Bergmann, Unverpackt-Läden schießen seit jetzt mehreren Jahren in Deutschland wie Pilze aus dem Boden, bisher haben sich aber nur wenige Supermärkte an solche Konzepte gewagt. Wann haben Sie sich zum ersten Mal damit beschäftigt und wie kam es zu der Entscheidung, das auszuprobieren?

Mittlerweile ist das kein Ausprobieren mehr. Mit dem Thema „verpackungsfrei“ haben wir uns ja schon länger beschäftigt und zum Beispiel die Frischebox für die Käse- und Fleischtheke eingeführt. Letztes Jahr hatten wir auch schon ein Regal für Nüsse und getrocknete Früchte, die man mit der Zange entnehmen musste. Das fanden wir allerdings nicht ganz so schön und teilweise hygienisch etwas schwierig. Ansonsten gab es so unverpackte Angebote in der Vergangenheit sonst nur bei Süßigkeiten oder Tee – das hat man schon immer mal wieder gesehen. Die meisten haben damit aber wieder aufgehört, weil es meistens aus hygienischen Gründen irgendwie schwierig war und sich das durch die Mengen, die wieder weggeschmissen wurden, dann doch nicht gelohnt hat.

Wir finden das Thema aber weiterhin interessant und merken auch, dass es in Fachzeitungen und allgemein in der Branche immer wichtiger wird. Gleichzeitig sind wir natürlich ein Vollsortimenter, in dem wir alles haben und deshalb nicht mal eben von heute auf morgen auf Verpackungen verzichten können oder unser gesamtes Angebot umstellen wollen. Bei bestimmten Produkten und Produktgruppen haben wir uns aber schon gefragt, wie man die vielleicht doch unverpackt anbieten kann. Als mir das plietsch-Team dann sein Konzept und seine Ideen vorgestellt hat, klang das alles ganz schlüssig und ich habe gesagt, das machen wir jetzt einfach – und hoffe nun natürlich, dass auch alles funktioniert. Wir sind ja überhaupt die ersten, die so eine Kooperation mit einem Start-Up wagen und so ein Unverpackt-Konzept in einen bestehenden Laden einbauen, da gibt es bisher noch keine Erfahrungswerte. Aber wir müssen jetzt einfach zusehen, dass es klappt! Eigentlich wollen wir das plietsche Einkaufen aber nicht nur „ausprobieren“, dafür haben wir auch zu viel angekündigt und zu viel Arbeit da reingesteckt. Das soll jetzt schon auch dauerhaft bei uns integriert werden.

Was möchten Sie damit erreichen und was erhoffen Sie sich davon für EDEKA Bergmann?

Erst einmal hoffe ich natürlich, dass die plietsch-Lösung jetzt gut ankommt und klappt. Wir möchten gern Verpackungen vermeiden und dadurch im Endeffekt mehr nachhaltige Produkte anbieten beziehungsweise mehr Möglichkeiten für nachhaltiges Einkaufen bieten. Und zwar so, dass das zum Gesamtpaket bei uns passt und wir unser Engagement da glaubwürdig vermitteln können, obwohl wir eben auch andere, verpackte Produkte im Sortiment haben, was ja bei anderen Unverpackt-Läden nicht der Fall ist. Das ist bei uns das Schwierige: Das Glaubwürdige und Konsequente trotzdem rüberzubringen.

Das Bio-Regal im Supermarkt hinter der Saline: Es wird ausgedünnt! Dort, wo jetzt noch die alten Produkte stehen, kommt schon bald die plietsch-Wand hin.

Glauben Sie, dass sich Lüneburg als Standort besonders dafür eignet?

Auf jeden Fall! Der Überbegriff Nachhaltigkeit hat ja allein schon durch die Uni eine wichtige Stellung in der Stadt und bei den Studenten. Und auch ansonsten sind viel mehr Menschen in Lüneburg von der Denke an solchen Themen interessiert als anderswo. Gerade hier kann so eine innovative Lösung, glaube ich, gut funktionieren!

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen EDEKA und EDEKA Bergmann?

Wir sind natürlich schon EDEKA, aber EDEKA ist nicht gleich EDEKA. Es gibt Tausende von sogenannten EDEKAnern. Das sind alles selbstständige Kaufleute, die eigene Unternehmensphilosophien entwickeln und ihre eigenen Visionen umsetzen. Inzwischen gibt es aber große Unterschiede: Einige betreiben kleine Krämerläden und konzentrieren sich ganz klassisch auf den Verkauf von Lebensmitteln. Andere legen Wert auf ein möglichst breites, vielfältiges Sortiment oder besondere Produktmerkmale wie zum Beispiel Regionalität. Durch diese unterschiedliche Schwerpunktsetzung ergeben sich ganz unterschiedliche Läden unter dem Dach der EDEKA.

Wir haben 2011 beispielsweise zusammen mit einer Ökotrophologin eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt und formuliert. Wir haben uns überlegt, was „Nachhaltigkeit“ bedeutet und vier Nachhaltigkeitssäulen definiert: Sortiment, gesellschaftliches Engagement, Mitarbeiter und Umwelt. Und im Endeffekt bedeutet Nachhaltigkeit für uns, Verantwortung zu übernehmen, für jeden dieser Bereiche. Wir haben zum Beispiel auch schon die gesamte Beleuchtung in allen drei Märkten auf LED umgestellt. Solche Projekte gehören natürlich auch zum Thema Nachhaltigkeit, obwohl sie erst einmal nichts mit dem Sortiment zu tun haben. Dazu gehört aber auch die Weise, wie wir mit unseren Mitarbeiten umgehen. Für die fühlen wir uns ja auch verantwortlich.

Naja, und diese Gedanken macht sich natürlich nicht jeder EDEKAner. Gerade an dieser Stelle muss man also zwischen den Märkten unterscheiden, weil hier letztlich eigene, selbstständige Kaufleute für ihre Läden eigene Prioritäten setzen.

Sie haben gerade kurz das Sortiment angesprochen. Das plietsch-Angebot startet mit rund 50 Produkten. Gibt es schon Pläne für die Zukunft? Soll das Sortiment ausgebaut werden?

Im besten Fall ja. Wobei es natürlich schwierig ist, wenn man zu viel behauptet und noch nicht weiß, ob es funktioniert. Deswegen finde ich es gut, wenn wir langsam Schritt für Schritt anfangen, sodass wir erstmal ein Sortiment reinnehmen, wo wir wissen, wir können das und wir kriegen das hin. Und wenn das dann funktioniert, kann man das Ganze immer weiter ausbauen. Das Ziel ist letztendlich, dass das plietsch-Logo überall im Markt wiederzufinden ist. Es wäre natürlich schön, wenn das auch so von den Kunden verstanden wird, dass sie, egal, wo sie im Markt gerade sind, ein plietsch-Produkt finden. Wie schnell das dann vonstatten geht, kann ich jetzt natürlich noch nicht genau sagen aber wenn die Kunden mithelfen und uns gute Rückmeldungen geben, dann können wir auch das Sortiment entsprechend weiterentwickeln.

Frau Bergmann, vielen Dank für das Gespräch!